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Alt 22.12.2011, 12:07   #10
Olon
Tripel-As
 
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Registriert seit: 15.11.2009
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Es freut mich, dass du ein gewisses Verständnis für meine Sicht aufbringenn kannst. Ich auch für deine. Die Gründe für meine naive (da stimme ich dir völlig zu) Sichtweise versuche ich so gut wie möglich zu erklären:

Ich besitze sowohl die Fähigkeit zu denken als auch moralisch zu handeln. Das ist in den meisten Fällen gut so. Aber manchmal nicht. Für mich gibt es Momente wo Tugenden zu Untugenden werden. Ich kann alles "zerdenken" und solange hinerfragen bis ich mich in höheren Sphären der Philosophie befinde und weit weg von allem konkretem.

Aber wenn ich konkret was tun will, dann kann ich mir den Luxus einfach nicht mehr erlauben. Ich muss in dem Zusammenhang immer mal wieder an eine Astasitzung denken wo es um Aktionen gegen Studiengbühren ging. Einfache Sachen: Verkehr blockieren, Demo hier, Demo dort und Besetzung der Uni und FH in FFM. Ein Satz von einer Astavorsitzenden der Uni Frankfurt, der mir bis heute im Kopf ist, lautet: "Können wir das nicht irgendwie Komplizierter machen?" Nein. Manchmal nicht. Wir machen was, oder nicht.

Ja ich denke auch, ich mache es mir leicht, aber ich bin mir dessen bewusst und mache das in Situationen in denen es anders geht auch anders.

Das Messerbeispiel
Ich glaube das Beispiel mit dem Messerangriff greift nicht richtig, da du davon nichts hast. Meist haben Menschen einen konstruktiven Grund für ihr Handeln. So pervertiert er auch scheinen mag. Wenn es für dich um einen großen Gewinn oder etwas ginge, dass sehr positiv für dich persönlich- oder deine Gruppe wäre, würdest du es vielleicht wirklich tun, wenn du wirklich denkst das du es kannst. Weil dein Fokus in dem Moment nicht auf dem Opfer sondern auf dem Gewinn für dich oder deine Gruppe liegt.

Menschen beuten andere Menschen nicht völlig grundlos aus, sie tun es weil sie damit ihrer Gruppe (nennen wir diese Gruppe einfach mal Nike oder Goldman Sachs) unmittelbar oder mittelbar einen Riesendienst erweisen. Wenn das ganze dann auch noch anonym läuft und sie ihre Opfer nie selbst sehen müssen und ihnen die Verantwortung scheinbar vom Gesetz abgenommen wird (es ist juristisch legal- also kann es nicht so schlimm sein) wird die ganze Sache schon wirklich leichter.

Die machen Sachen nicht nur weil sie es können, sondern weil sie einen Grund dafür haben.
Ich hätte mich präziser ausdrücken sollen:
Die Legitimation liegt für diese Gruppe darin, etwas (Gutes tun) zu können.
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