Thema: Neue Alben
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Alt 24.07.2015, 22:58   #7
Castiel
Nope, Chuck Testa
 
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lamb of god - VII: Sturm Und Drang





Veröffentlichung: 24.07.2015
Genre: Groove Metal/Metalcore




Vorgeschichte:

Bevor man sich mit dem Album selbst beschäftigt, ist es meiner Meinung nach nötig, die "schlimme" Vorgeschichte jenes Albums darzustellen.
Im Mai 2010 gaben lamb of god ein Konzert in Prag, in einer viel zu kleinen Halle, mit wenig Schutz und schlechter Security. Bei diesem Konzert gelang es immer wieder diversen Fans auf die Bühne zu kommen und von dort in die Menge zu springen. Auf Grund der kleinen Bühne wurden dabei aber auch die Künstler selbst gestört und behindert. Damit dies nicht der Fall ist, unterzeichnet eigentlich jeder Veranstalter einen Vertrag mit lamb of god, welcher unter anderem untersagt, Fans auf die Bühne zu lassen. Das bekamen die wenigen Security Guard hier jedoch nicht auf die Kette.
Die Folge dessen war, dass dass Sänger Randy Blythe sich Platz schaffen musste und immer wieder Fans zur Seite stoßen musste, mit Hilfe einiger Bodyguards der Bands.
Unglücklicherweise ist dabei ein 19-jähriger Fan rückwärts von der Bühne gefallen, mit seinem Hinterkopf auf den Boden geknallt. Nach mehreren Wochen im Koma ist dieser dann tragischerweise gestorben.

Jetzt kommt der Hammer: Die Band hat von diesem Vorfall mit dem Jungen erst gar nichts mitbekommen, sondern erst 2 Jahre später im Juni 2012, als man für einen Auftritt wieder nach Prag flog und Sänger Randy Blythe zur Überraschung aller plötzlich am Prager Flughafen wegen Verdachts auf Totschlag festgenommen wurde. Es lag ein Haftbefehl gegen ihn vor.
Nach 6 Wochen im Prager Pankrac Gefängnis wurde Randy Blythe aber gegen eine Kaution von 400.000 $ aus der U-Haft entlassen, kündigte aber an, beim Gerichtsverfahren anwesend zu sein.
Im Verlaufe der Gerichtsverhandlung im Februar 2013 stellte sich heraus, dass Blythe zwar verantwortungslos gehandelt habe, in dem er die Fans, die nicht auf der Bühne hätten sein dürfen, immer wieder zurückgestoßen habe. Jedoch habe er nicht schuldfähig gehandelt. Unter anderem wird davon ausgegangen, dass Blythe den verunglückten Fan, auf Grund seiner Kurzsichtigkeit, mit einem Fan zuvor verwechselt habe, welcher vorher schon mehrmals versuchte auf die Bühne zu gelangen und Randy Blythe anging. Die Schuld liege viel mehr beim Veranstalter und den Security Guards.
Am 5. März 2013 wurde Randy Blythe freigesprochen. Natürlich bekundete er wie auch oftmals vor der Verhandlung, dass er den Tod des Fans seiner Band sehr bedauere und sprach der Familie des Jungen sein Beileid aus. Zudem kündigte er an, dass er alles unternehmen werde, sodass es so einen Vorfall bei Konzerten von lamb of god nie wieder geben wird.

Videos zu seinem Schlusswort vor der Verkündung gibt es hier und zum Freispruch hier


Das Album:


All diese Ereignisse hatten natürlich einen großen Einfluss auf die Band und Texteschreiber Randy Blythe. Blythe beschreibt die Zeit im Gefängnis als härteste Zeit seines Lebens. Natürlich spiegelt sich dieses Erlebnis im neuen Album VII: Sturm Und Drang wider. Vorallem textlich, aber auch musikalisch, sogar gesanglich. An sich zeichnet sich lamb of god immer noch durch das extrem schlagzeuggetriebene Spiel von Chris Adler aus, die tiefen Leadgitarrren und harten Riffs und natürlich durch die tiefen Growls und hohen Shrieks von Randy Blythe. Meiner Meinung nach ist dieses Album das melodischste von allen.

Ich will hier nicht großartig auf alle Texte eingehen, nur mal ein paar Beispiele nennen.
"Still Echoes" handelt von Blythes Erlebnissen im Gefängnis. Unter anderem stand dort eine Guillotine am Ende eines Ganges, welche 1943-1945 von den Nazis benutzt wurde um über 1000 Leute damit hinzurichten, weil es billiger als erschießen war. Am Endes des 2. WK haben die Nazis diese Guillotine dann im Fluss versenkt, um ihre Taten zu vertuschen. Sie wurde jedoch wieder geborgen und steht noch heute im Gefängnis.
"512" ist auch zeitgleich Blythe's Zellennummer gewesen und beschreibt seine Gefühlslage und seine Ängste aus den 6 Wochen im Gefängnis.
"Overlord" behandelt die Kurzsichtigkeit der heutigen Gesellschaft, sprich, dass sich viele über die kleinsten persönlichen Probleme aufregen als wäre es der Weltuntergang, aber nie die wahren Probleme der Welt entdecken.


Tracklist:


1. "Still Echoes" - 9/10 Ein sehr starkes Lied, toller Refrain mit einem tieferen Hintergrund, eines meiner Lieblingslieder. "A thousand years of failure, a thousand years they bled; to the bear, the blitzkrieg and the Holy Father, they just bowed their heads"

2. "Erase This" - 6/10 Das würde ich so als typisches LOG Lied bezeichnen, kann man sich bei nem Album durchlauf anhören, ist aber nichts was man in der Dauerschleife hört.

3. "512" - 10/10 Vielleicht eines der melodischsten Lieder jemals von Lamb of God ohne an Härte zu verlieren. Das Riff ist der Hammer, das Schlagzeug trägt dich durch den Song, total groovy und der Refrain kommt richtig gut. "My hands are painted red, my future's painted black; I can't recognize my self, I become someone else"

4. "Embers" - 9/10 Eine Kollaboration mit Deftones-Sänger Chino Moreno und holy s*** bringt der da Atmosphäre rein, das funktioniert wahnsinnig gut!

5. "Footprints" - 6/10 Kann man mal hören, aber gefällt mir nicht so wie die anderen, das Stück hat leider nichts woran man festhalten könnte.

6. "Overlord" - 9/10 Das Lied ist für Lamb of God eine Revolution. Es besteht nämlich größtenteils aus klarem Gesang! Wer hätte gedacht, dass Randy so gut singen kann! Es ist außerdem ein vergleichsweise sehr langsames und ruhiges Lied. Gegen Mitte gibts dann eine kurze Bridge (oder was auch immer) in dem der übliche Lamb of God Style seine Spielzeit bekommt, geht ab!

7. "Anthropoid" - 7/10 Vergleichsweise kurzes, aber sehr schnelles udn brutales Lied. Könnte eine Festival Hit werden, ist es doch dank des Refrains ein guter Mitmachanimierer. "WE ARE [the apex predator]"

8. "Engage the Fear Machine" - 8/10 Wieder ein sehr melodisches Lied, höre ich sehr gerne.

9. "Delusion Pandemic" - 7/10 Geht in Richtung älterer Stücke.

10. "Torches" - 9/10 Eine weitere Zusammenarbeit, diesmal mit Sänger Greg Puciato von "The Dillinger Escape Plan". Auch dieses Stück haut rein, Alter! Im Gegensatz zu "Embers" bleibt der Gastgesang hier diesmal mehr im Hintergrund, aber auf Grund des gehauchten, geisterhaften Gesangseffekten sehr einzigartig und unverkennbar. Hier bekomm ich Gänsehaut!

11. "Wine & Piss - Bonus track" - 6/10 Einprägsam, wird bestimmt auch ein Konzerthit, nicht so meins.

12. "Nightmare Seeker - Bonus Track" - 7/10 Nichts herausstechendes, kann man sich aber gut anhören.


Anmerkung: Wo vorhanden, hab ich die Lieder von YT verlinkt (Still Echoes, Erase This, 512, Embers, Overlord). Meine Favoriten hab ich unterstrichen.


Gesamtbewertung: 8,5/10


Fazit:

Für mich ohne Frage mindestens das 2. beste Album der Band, wenn nicht sogar das Beste! Paradoxerweise waren die Erlebnisse der Band genau das "richtige" um sich weiter zu entwickeln. Lamb of God ist melodischer geworden, groovt wie eh und je und entdeckt ganz neue Seiten, ohne was falsch zu machen. Hiermit gehören sie wohl entgültig mit auf den Metal Olymp, zusammen mit Metallica, Pantera, Iron Maiden, Judas Priest etc.
Ach ja, Chris Adler ist der Schlagzeug-Gott!!


PS: Solltet ihr doch noch Rechtschreibfehler finden, dürft ihr sie behalten. :P


Edit: Danke für's verschieben, hab den Thread nicht gesehen.

Geändert von Castiel (25.07.2015 um 00:31 Uhr)
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